Die Treppe zum Keller
Man sagte, dort wohnt nichts.
Nur Schatten. Nur Stille. Nur Kohle.
Doch jedes Mal, wenn ich die Tür öffnete,
zitterte etwas in der Brust,
ein Laut, der nicht hinauswollte,
weil er dann da wäre,
hörbar – für das, was unter den Treppen lauerte.
Das Licht brannte, wie ein Zeitmesser gegen
die Finsternis.
Ein blasses Zittern an der Wand,
dann ging es aus.
Es ging immer in dem Moment
aus, als ich es brauchte, so sehr brauchte.
Ich mochte den Keller nicht.
Er roch nach Erde und Rauch.
Die Treppe war steil, und wenn das Licht ausging,
wurde alles schwarz, richtig schwarz.
Ich hielt den Eimer ganz fest,
als würde er mich schützen.
Ein Licht, das nur kurz bleibt,
macht aus Zeit eine Prüfung.
Das Licht flackert noch einen Moment,
ein Moment der Hoffnung, dann kam das Schwarz.
Das Licht ging aus.
Der Eimer war schwer,
aber nicht so schwer wie die Treppe,
nicht so schwer wie das Gefühl,
dass etwas da unten atmete –
etwas, das wusste, dass ich kam.
Ich stellte mir vor,
dass ich unsichtbar war,
wenn ich den Atem anhielt.
Aber der Keller hört alles.
Ich zählte im Kopf.
Nicht laut. Niemals laut.
Denn der Keller hört alles.
Meine innere Stimme sagte mir:
„Wenn du jetzt nicht gehst,
wird es morgen noch dunkler.“
Sie sagte:
„Halt den Eimer wie einen Schild.“
„Guck nicht zurück.“
„Tu so, als ob du nichts hörst.“
Manchmal sagte sie auch:
„Du bist allein.“
Und dann, ganz leise,
„Aber nicht verloren.“
Wenn ich an der letzten Stufe oben
stand, wo das Licht aufhörte,
sprach sie nicht mehr.
Sie schwieg.
Und ich wusste:
Jetzt bin ich das Licht, bis ich wieder
die Tür zum Keller öffne, die Treppe
hinuntergehe – um Kohle zu holen.

